WALTER BACO: BRAINSTORM

 

Inhalt
Der um seine geistige Vervollkommnung bemühte Bildhauer Aurelio sieht sich eines Tages mit einer skurrilen Gästeschaft konfrontiert, die seine verfallene Burg als Ort einer seltsamen Tagung auserkoren hat: Der durch und durch böse Regent dieser Welt in der Schale eines Wirtschaftskapitäns samt obskurem Gefolge, der sein letztes, krönendes Werk vollbringen möchte - die endgültige Zerstörung der Welt. Da aber glücklicherweise an diesem Tag auch Aurelio's Idealbild einer Urfrau erscheint, kann die Liebe einmal mehr alles Böse abwenden - lediglich die Sprache wird zerstückelt und zerstört; das aber gründlich, in einem atemberaubenden, furiosen Finale mit aberwitzig absurden, assoziativen Wortkaskaden, Brainstorm eben...

Das 1985/86 entstandene, monumentale Theaterstück "Brainstorm" wurde wurde reichlich gelobt, geliebt, gefeiert, mit Goethe, Kafka etc verglichen und weithin als grandios, jedoch schwierig umzusetzen eingestuft. (An die 8 Stunden Gesamtdauer, 16 Mitwirkende, erheblicher Organisations- und Finanzaufwand, konzipiert als Spektakel verschiedener Kunstformen - Literatur, Musik, Theater, Pantomime, Tanz).
Nach mehreren Jahren Theater- und Regiepraxis mit eigenen und fremden Stücken begann der Autor Walter Baco 1998 mit der Verwirklichung des 1. Bausteins das Wagnis einer Inszenierung in Etappen. Heute gilt dieses Stück als "fesselndes Lehrstück", als eine "sprachgewaltige Satire auf den esoterischen Supermarkt", als vielschichtige, philosophische Parabel und als Klassiker der Gegenwart.

Das Konzept einer Inszenierung in Etappen ist aufgegangen. Der erste Baustein wurde im Sommer 1998 inszeniert und hat auf Gastspieltourneen in Wien, Innsbruck und Leipzig hervorragende Kritiken erhalten. Der zweite Baustein wurde mit Unterstützung der Tiroler Landesregierung am 28. 9. 1999 im Theater an der Sill, Innsbruck, uraufgeführt.

Jeder der 4 unabhängig voneinander spielbaren Bausteine wird in einer anderen Region mit verschiedenen Darstellern realisiert und geht anschließend auf Gastpieltournee. Dadurch ergibt sich ein PR-Lawinen-Effekt.

Baustein 1 "Der Sündenbock"
Wer sind die Personen, die dermaßen ungestüm Besitz von dieser verlassenen Landschaft nehmen? Scheinbar Personal, und wenn, dann in wessen Diensten? Wer ist dieser geheimnisvolle Regent, der all die Auswüchse unseres Systems, all die Verirrungen und Verwirrungen dieser Zeit, all das Böse dieser Welt unablässig als seine eigenen Errungenschaften preist? Bereitet sich nicht längst schon ein Aufruhr vor, oder kann dieser drohende Aufstand mithilfe der allseits gängigen Seminar- Therapie- und Urschreirezeptur aus dem esoterischen Supermarkt gerade noch abgewendet werden? Und was soll dieses hölzerne, magische Mahnmal, dem als "Sündenbock" allseits höchste Ehrerbietung erwiesen wird?

Premiere Baustein 1: 21.8.1998 Mariahof/Steiermark. Freilicht.
Gastspiele in Innsbruck, Wien und Leipzig

Baustein 2 "Herr Mürbteig"
Der zweite Baustein "Herr Mürbteig" handelt von der Manipulation, der Macht der Illusion, der Täuschung, der Verlockung. Der Schriftführer verweigert Herrn Mürbteig in ultra-bürokratischer Manier die Teilnahme an der Konferenz, um sie ihm so noch schmackhafter zu machen und letztlich doch zu ermöglichen. Herr Mürbteig, der durch und durch durchschnittliche Mensch, glaubt, daß er von der extrovertierten Fürstin Modena bei dieser Tagung für eine spirituelle Einweihung vorbereitet wird, stattdessen wird er nach Strich und Faden manipuliert. Ständig möchte er seine Besonderheit dokumentieren, kaum etwas, was er nicht zu kommentieren wüßte. Bisweilen scheint er zu gewissen Einsichten zu gelangen, doch geschickt lenkt ihn Modena auf das sichere Glatteis von Theorie, Schwärmerei und okkultem Firlefanz. Überall lockt der Aufstieg, tatsächlich aber wartet der Untergang, für Herrn Mürbteig der "freiwillige" Selbstmord, wobei er noch aus dem Jenseits zum allgemeinem Amüsement wieder nur Meinungen produziert: "Der Rhythmus der Erklärung bestimmt den Wortlaut meiner Flucht".

Premiere Baustein 2: 28. 9. 1999 Theater an der Sill, Innsbruck
Mit Unterstützung der Tiroler Landesregierung