Lautbild - Wortklang

 

 

  

Walter Baco (Hsg.)

Lautbild - Wortklang

Um die Tradition der Lautpoesie weiterzuführen, wurden Texte gesucht, bei denen nicht der Inhalt von Bedeutung ist, sondern der assoziative Gehalt: Visuell, indem der Text statt Geschichten vorwiegend Bilder entstehen läßt oder akustisch, indem hauptsächlich der Klang der Worte im Mittelpunkt steht.

Lautpoesie von: Ingo Springenschmid, Dieter Berdel, Andreas Kogler,Mechthild Podzeit-Lütjen, Erna Holleis, Waltraud Seidlhofer, Walter Baco, Anton Dekan, Peter Bosch, Peter Campa
Regie und Musik: Walter Baco
Sprecherin: Andrea Bergmann

Bestellbar bei webstage

Zer Pflückt - Ingo Springenschmid

geb. 1942 in Salzburg, lebt seit 1970 in Bludenz. Mitglied der GAV. Buchpublikationen u.a. Edition Neue Texte, Droschl Graz, Blattwerk, Linz. Kunsttheorie, Essay. Zahlreiche Ausstellungen.

Das eingereichte B1att 'J' ist das zehnte Blatt aus einer Folge von zwölf Blättern (A-L), stellt einen Auszug aus einer Installation dar und ist als Seite vor der Seite konzipiert. Die Zwöf-Zeilen Texte ‚J – P' beziehen sich auf eine einzige Vorliebe - Tendenz Jean Paul. Es handelt sich im eigentlichen Sinn um Bilder, die ich, sehr unmethodisch, der Lektüre J.P. entnehme. Der literarische Text ist Bildprogramm. Ausgangspunkt war eine Bild-Text-Zeile, bestehend aus drei Spiegeln und vier Glasplatten (24 x 24 cm). Formaler wie inhaltlicher Auslöser ist sowohl der 24 Stunden Takt, als auch die Balance Tag-Nacht (MORGEN; MITTAG; ÜBER: MORGEN).  Die zwölf Texte sind für den in Arbeit befindlichen Textband 'VON AN - ZU VOR' vorgesehen.



Widmung für einen General - Dieter Berdel

geb. 1939, lebt in Wien; er ist Designer und Forscher sowie Autor zahlreicher Fachpublikationen im Bereich Sozialforschung und Gestaltung; er schreibt Lyrik, Kurzprosa und visuelle Poesie; einige veröffentlichte Bücher.

Die Thematik des Textbeitrages ergibt sich aus meiner antimilitaristischen Haltung. Von der Gestaltung her kommend, interessiert mich an Literatur u.a. auch das bildhafte eines Textes, d.h. die Ausschöpfung der Möglichkeiten, dem Wort oder Text visuellen Ausdruck zu verleihen. Der Beitrag auf der CD stammt aus einer Serie von »Wortbildern«, die z. T. auch »Klangbilder« repräsentieren.

Jiong-sata - Andreas Kogler

geb. am 13. April 1962. Seit 1991 Mitglied der GAV. Marginal im Literaturbetrieb, aber noch immer mit aufrechtem Gang ausgestattet. Lebt und arbeitet in Wien.

Die Reinigung von Sprache durch Sprache: eine Katharsis, welche der Klangbildung allen Sinngehalt opfert. Eine Art Tourette-Syndrom, das eine angenehme, kühle Lee re mit sich bringt. Allmählich aber vage Andeutungen, die den Klang verformen, verzerren, ihn mit Sinn belasten: die vergebliche Flucht schließlich des Sprechers vor der Rückkehr zur quotidianen Insignifikanz. Ende des Anfalls, Ende der Läuterung.

 

Thermisch - Mechthild Podzeit-Lütjen

geb. in Bremen; lebt in Wien. 2004 shortstory award, Berlin. »BEInAHE«. Gedichte. Zeichnungen Helmut Kurz-Goldenstein. CD: Gedichte, Akkordeon Otto Lechner; Edition Thurnhof, 2003. »dünen. wächten« BrandungsGedichte, Verlag Grasl, 2004.

Maritim: Verdichtung von Ereignissen, teils imaginär. die Form (Gedicht oder Prosa) hat sich mit Schreibbeginn gestellt. ein innerlicher Rhythmus bringt ein Gefüge. zumeist geht die Partitur Assoziationen nach und changiert ohne Majuskeln, ohne Interpunktion. die Intensität des Themas läßt den Text fließend umsetzen, wobei auch Staccato denkbar wäre; Hebung, Senkung: während der Textentstehung ist die artikulierte Wiederholung unabdingbar. Wortlaut. die knappste Form ist mehr, das nicht Gesagte hat den gleichen Lautwert. Bildhaft.

 

sterne? erschapfen? - Erna Holleis

Studium der Dt. Philologie, Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Radio. Salzburger Jahresstipendium; Staatsstipendien. Katze Katze (edition zzoo).

Statt einer Erklärung über die von ihr verwendete literarische Vorgehensweise übermittelte die Autorin ein weiteres Gedicht:

Lob, larau

           Petrarca

A) Ural
Aar Lu
Ra Ula
La Ura

L) arau
Lu Aar
Raula
L'Aura

Laura?
Grabmal

 

Durch das Sprechen - Waltraud Seidlhofer

geb. 1939 in Linz, schreibt Lyrik und Prosa, lebt in Thalheim bei Wels. Zuletzt erschienen: »te anau. wilderness. zeilen« Grasl 2001. »Wellington« Ed. Pangloss 2002. »gehen. ein system« Ritter 2005

in meinen texten spielen vokale, laute, rhythmus als poetische elemente eine wichtige rolle, ebenso assoziationen. von diesen parametern aus¬gehend, habe ich mich dem thema »LAUTBILD - WORTKLANG« angenaehert, dazu kam die idee, einige woerter der maori-sprache einzubauen, mit der ich mich seit neuseeland-aufenthalten 1997 und 2001/02 beschaeftige und deren vokal reichtum und bedeutungsschaffende silbenwiederholungen mich faszinieren. diese maori-woerter halfen mit, den text vorwaerts zu treiben und gedaechtnisbilder und -woerter zu evozieren, die, zusammen mit den eher reflektierenden zeilen, das muster des textes ergaben.

die verwendeten woerter: akaroa - ein ortsname. onamata - of time past. awatea - broad daylight, noon. pene rakau - pencil. rau - crowd, hundred( leaf, number. ra - day, but, sail, sun (u.a.). moana - sea, lake. aus: A. W. Read. Concise Maori Dictionary, Auckland 1994


Breabben Sie Bribier/Flicke Docken – Walter Baco

Autor, Komponist, Regisseur, Stadtschreiber in Neumarkt/Wallersee und in Castelrotto (Italien) sowie Composer in Residence in Bad Tatzmannsdorf. Einladung zum Steir. Herbst. Multimediale Formen und interdisziplinäre Arbeiten (»Brainstorm«, »Das getanzte Gedicht«). Zahlreiche Bücher und CDs, u.a. »Klangwelt«, »Solitaire«.

»…ein Fremdsprachen-Unterricht über potentielle Ursprünge, Weiter-Entwicklungen, Neben- und Seitenwege unserer Vater-Mutter-Sprache, gewidmet denen, die sie – mehr oder minder gefällig – sprechen, dem familiären Vater-Mutter-Volk.« (Aus »Doctrine Supreme«)

Ahd., Plattdeutsch, Schwyzerdeutsch und Holländisch klingen an, ebenso wie österreichische Dialekte, Slawisch, Kunstworte entstehen, ein paar Fetzen Italienisch, Spanisch, Englisch, das dazwischengeworfene Hochdeutsch irritiert beinahe, Sinn entsteht nur in Andeutungen, der Gestus ist ländlich beschwörerisch, geheimnisvoll absurd.

 

Ogasmus - Anton Dekan

geb. 18.12. 1948. Autor, Liedermacher, Entertainer. Roman »ein fuss vor dem anderen«, Ritter Verlag, 1980. Literaturförderungspreis des Landes Kärnten 1981. Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Bewerb 1981, lebt in Kärnten und Wien.

Gedichte sind bisher ein Nebenprodukt meiner Prosa gewesen. Sehr angeregt hat mich scheinbar endloses Hören von Karl-Valentin-Platten und das Lesen seiner Texte, ebenso Künstler wie Otto Grünmandl, Fredl Fesl, Gerhard Polt, aber auch Österreicher wie Konrad Bayer, H. C. Artmann oder Ernst Jandl. »O-Gas-Mus« ist ein liebevoll-ironischer Ausdruck des im Leben scheinbar fortwährenden Müssen-Sollens in einer Partnerbeziehung, die ja letztlich durch den immer wiederkehrenden O-Gas-Mus zusammengehalten wird.

 

Naukitoo - Peter Bosch

geb. 1957: Wirtschaftswunderkind. Crossover-Projekte von Literatur, Comics und Anti-Musik. Zahlreiche Veröffentlichungen, szenische Lesungen und Wort-Installationen. Dichter auf der Waltz. »Elsbeth & Ingwer«, Roman, 2001. Lebt und arbeitet in Wien. Sesshaft.

Eine mittelalterliche Anrufung eines sprachverwirrten Delinquenten, die Heilige Mutter Inquisition erwartend, wobei in der Wirtsstube daneben ein Hahn geschlachtet und der blutnasse Boden mit Stroh sauber gewischt wird zur Vergebung der Sünden, während draußen drei Kreuzritter ihre Rösser anbinden, fast verdurstet von der Hitze in Jerusalem.

 

Spontane Ejakulate - Peter Campa

am 9.6.1954 in Wien geboren, ist ein Vertreter der österreichischen Genreliteratur. Daneben lyrische Experimente. Vier Bücher im Triton-Verlag: »Auf der Reise«, »Die zweite Reise«, die Tierfabel »Paul Wolf und die Katze Ursula« und »Der ganz normale Franz«

Das Gedicht »Spontane Ejakulate« stammt aus dem Jahr 1973 und ist eines meiner ersten literarischen Werke überhaupt. Pubertär im eigentlichen Sinne des Wortes. Obwohl ich später zum Erzähler wurde, möchte ich diese Experimente mit dem Wortklang nicht missen. Vielleicht haben mich die ORF-Sendungen der Siebzigerjahre über Ernst Jandl und das damalige Bestreben nach Spontaneität mitgeprägt.